Aus dem Kaminholzkorb, Montigny-sur-Avre, France
Hat man das tägliche Leben erst einmal in seiner symbolischen Tiefenschärfe begriffen, nimmt es auch nicht mehr Wunder, wenn beiläufig beim Öffnen eines Feuerholznetzes entstandene Schraffuren sich als perfekt eingeritzte arabische Ziffern entpuppen. Dass beispielsweise die heute auf einem Birkholzscheit gefundene Eins nicht nur dank der Adresse des Elternhauses (Im Rosenträger 1) eine wesentliche Rolle für meine Existenz gespielt hat, war mir nie bewußt, bis ich sie in nahezu perfekter Mimesis der Hausnummer, die, wenn ich mich recht entsinne, links von der Haustür von Großmutter Emilie in Schwarz an der weissen Wand angebracht worden war, heute auf dieser vergleichslos schönen Birkenrinde wiederfand. Birken überhaupt: Immer im Plural, fast stets als kleiner, lichter, niemals dunkler Wald gedacht und empfunden, so wie auf den Bildern des von mir bewunderten schwedischen Künstlers Carl Larsson, der sie immer so ausnehmend elegant dargestellt hat als wären sie wahl- und wesensverwandt mit seiner feingliedrigen Frau Karin Bergöö. Es gibt im Sommer kaum ein erfüllenderes Geräusch als leichter Wind, der durch Birken geht. Äquivalent in der Sprachwelt zu diesem seltenen Wohlklang wäre das Flüstern, oder das lautmalerisch nahe Wispern; ein lichter heller Klang, den man sich idealiter in Larssons unendlicher Mittsommernacht en plein air vorstellen will. Muss ich noch erwähnen, dass im Garten meiner Kindheit bis heute eine stattliche Birke steht?
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